Chronik der Gemeinde Löben
Urgeschichte
Eine Besiedelung der Gegend zwischen Elbe und Schwarzer Elster ist bereits für die Steinzeit, also vor mehr als 8000 Jahren nachgewiesen. Diese, vermutlich noch temporären Siedlungsplätze, befanden sich an höher gelegenen Bereichen am Ufer der Schwarzen Elster. Die Werkzeuge bestanden aus Holz, Tierknochen und Feuerstein. Mit viel Glück findet man heute noch die Hinterlassenschaften der Menschen von damals. Ein Fundplatz ist beispielsweise ein Ort namens Dietrichs Grab am rechten Flussufer zwischen Borken und Herzberg. Hier wurden schon im 19. Jahrhundert beim Kiesabbau Steinwerkzeuge aus Feuerstein gefunden. Und wer von Löben über die alte Annaburger Straße nach Meuselko geht, wird auch hier sicherlich einen möglichen Siedlungsplatz aus dieser Zeit entdecken.
Im Laufe der Zeit begannen die Menschen mit dem Anbau von Feldfrüchten und der Haltung von Tieren. Damit einher ging die Errichtung von festen Wohnplätzen vor etwa 6500 Jahren. Die Häuser waren bis zu 40 Meter lang und zwischen 5 – 8 Meter breit. Diese Langhäuser boten neben den Menschen auch den Platz für die Tiere. Die Häuser standen immer in nordwestlich/südöstlicher Richtung ausgerichtet, mit dem Eingang nach Südosten. Die Form des Langhauses in Siedlungen bestand für eine sehr lange Zeitspanne bis hin zur Neuzeit. Ein Nachweis aus welchem Jahrtausend eine Siedlung stammt, wenn man denn eine finden sollte ist somit äußerst schwierig. Eine mögliche Bebauung in dieser Form befindet sich vielleicht rechts der alten Annaburger Straße, kurz vor dem Wald. Hier lassen sich auf Luftbildern mindestens drei mögliche Hausgrundrisse erkennen.
Wurden die Vorräte anfangs noch in ungebrannten Gefäßen gelagert, begann man später mit dem Brennen von Gefäßen aus Ton und Lehm. Aufgrund der an den Gefäßen angebrachten Verzierungen spricht man auch von der Linienbandkeramischen Kultur. Auch die Verarbeitung von Wolle zur Herstellung von Stoffen ist für diese Zeit nachgewiesen.
Auch die Bestattungsriten der Menschen änderten sich im Laufe der Zeit immer wieder. Wurden die Toten anfangs liegend in Grabfeldern bestattet, begann mit den Urnenbegräbnissen auch die Errichtung von Grabhügeln. Das vermutlich größte dieser Art in Mitteleuropa befindet sich in der Nähe von Falkenberg im sogenannten Schweinert. Aber auch in der nächsten Umgebung von Löben sind Grabhügel aus dieser Zeit erhalten geblieben. So zum Beispiel am Bruchflügel in Richtung Annaburg oder kurz vor dem Ortseingang nach Annaburg an der alten Straße. Ein großen Hügelgräberfeld befand sich aus Richtung Löben gesehen links der Annaburger Straße. Heute lässt sich dies nur noch bei günstigen Bedingungen aus der Luft nachweisen. Die Grabhügel wurden überpflügt und damit im Laufe der Zeit eingeebnet.
Die Eisenzeit in Mitteleuropa markiert auch den letzten Zeitabschnitt der Urgeschichte von vor etwa 3000 Jahren bis zur Zeitenwende. Die als Jastorf – Kultur benannten Bewohner unserer Gegend waren die Vorgänger der späteren Elbgermanen. Die reichen Rasensteinvorkommen ermöglichten den Menschen in unserer Region die Verhüttung des Erzes in sogenannten Rennöfen. Aus dieser Zeit stammen vermutlich auch einige der vielen Schlackereste über welche man immer mal wieder hier stolpern kann. Das so gewonnene Rohmetall wurde dann weiterverarbeitet, unter anderem auch in sogenannten Hammermühlen. Ob das heutige Gelbe Loch als bewiesener alter Standort einer Wassermühle bereits vor mehr als 2000 Jahre einer solchen Hammermühle als Standort diente lässt sich nur vermuten. Die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Hammerluch deutet vielleicht darauf hin.
Frühgeschichte
Die Frühgeschichte bezeichnet man im allgemeinen den Beginn von schriftlichen Aufzeichnungen über das damalige Germanien durch die Römer. Publius Cornelius Tacitus beschreibt in seinem Werk Germania die Geographie und Kultur der Germanen. Von Nero Claudius Germanicus weiß man heute, dass dieser mindestens bis zur Elbe vorstieß. An welcher Stelle dies geschah lässt sich heute noch nicht zweifelsfrei belegen. Vermutungen reichen von Magdeburg über Elster bis nach Prettin. Von den damaligen Bewohnern unserer Heimat weiß man, dass sie dem Stamm der Semnonen, dem Stammvolk der Sueben angehörten. Mit dem Einfall der Hunnen, einem zentralasiatischem Reitervolk wird die Völkerwanderung ausgelöst, viele angestammte Siedlungsgebiete werden von den Bewohnern verlassen und liegen lange Zeit brach. Erst im 6. und 7. Jahrhundert wurde unsere Gegend durch slawische Völker wiederbesiedelt. Diese ließen sich neben den verbliebenen Germanen nieder und bildeten Stammesverbände. Viele Ortsnamen deuten noch heute auf diese Zeit hin. Andere Orte erfuhren in der Zeit des Nationalsozialismus eine Umbenennung, so zum Beispiel das heutige Gerbisbach, welches man früher unter dem Namen Zwiesigko kannte. Premsendorf hingegen verweist hingegen auf Premysl, eine Namensbezeichnung für ein böhmisches Herrschergeschlecht. Die Slawen errichteten ihre Siedlungen an strategisch vorteilhaften Lagen, oft von Seen umgeben. Ihre Burgen wurden oft auf Inseln oder in Sumpfgebieten angelegt und waren daher nur schwer zu erobern. Der einzige Zugang zu diesen war aus Holzbohlen und konnte bei Gefahr aufgenommen werden, daher könnte auch die Redewendung "auf dem Holzweg sein" stammen. Viele Burgwälle stammen aus der damaligen Zeit und sind noch heute zu besichtigen. Die Slawen brachten auch viele technische Neuerungen in unser Land. Gerade im Bereich der Feldwirtschaft sind Dinge wie Sichel und Sense hervorzuheben.
Neuzeit
Waren die zeitlichen Abschnitte bisher nur als fließend und ineinander übergehend zu bezeichnen, setzt mit dem Beginn der deutschen Ostsiedlung ein erster detaillierter schriftlicher Nachweis ein. Albrecht der Bär, oder auch Albrecht von Ballenstedt trug wesentlich dazu bei, dass durch Siedler aus den Niederlanden und Belgien neue Ortschaften angelegt – oder bestehende Orte und Siedlungen erweitert wurden. Die neuen Bewohner kamen hierher, da sie in ihrer alten Heimat aufgrund von verheerenden Flutkatastrophen oft alles was sie besaßen, verloren hatten.
In der Gegend an der Schwarzen Elster trafen sie meist auf slawische Bewohner. So auch hier im heutigen Löben. Wie unser Ort vor dieser Besiedlung hieß ist leider nicht bekannt. Seinen heutigen Namen erhielt Löben vermutlich von seinen ersten Bewohnern welche wohl aus der Stadt Löwen im heutigen Belgien stammten. Die ersten Siedler kamen bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts hierher. Ob Zorns Berg, unser Burghügel, einer Anlage aus slawischer Zeit folgt, ist nicht bekannt. Errichtet wurde aber viele dieser Burgwarden an der Schwarzen Elster als Schutz vor möglichen Übergriffen der slawischen Bevölkerung östlich des Flusses. Es wird angenommen, dass die Schwarze Elster längere Zeit Grenzfluss zwischen den deutschen und slawischen Gebieten war.
Anfang des 13. Jahrhunderts verlegen die Grafen Otto II. und Dietrich I. von Brehna ihren Stammsitz nach Löben. Sie waren vermutlich dafür verantwortlich, dass Löben einen im Dorfkern stadtähnlichen Grundriss bekam und in alten Urkunden als „Oppidum“ (Stadt) bezeichnet wurde. In dieser Zeit, im Jahr 1226, wird Löben auch erstmals urkundlich erwähnt:
„Acta vero sunt hec in Lovene in presentia predicti domni Alberti archipiscopi Magdeburgensis ecclesis feliciter tunc presidentis et testium prenominatorum a(nno) ab inc(arnatione) domini, millesimo CC XXVI, ind: XIII.
Die Grafen Otto II und Dietrich I von Brehna bestätigen zu Löben dem Kloster Dobrilugk den Besitz der Güter von Friedersdorf, Kemlitz, Falkenberg, von 12 Hufen in Kaxdorf und 7 1/2 Hufen in Münchdorf, ferner das Gut Windischmarke, endlich einen halben Weinberg in Schlabendorf und einen Weinberg in Belgern.
Auch ein Zweig des sächsischen Adelsgeschlechts von Loeben begründet seine Herkunft auf unseren Ort, im Jahr 1179 tritt ein Lambrecht de Lovene als Zeuge bei Erzbischof Wichmann in Magdeburg auf, und 1253 wird Conradus de Lovene als Zeuge bei der Schlichtung eines Streits urkundlich erwähnt.
Während der Zeit unter der Herrschaft der Grafen von Brehna wird im Jahr 1250 die Kirche aus Raseneisenstein als dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet. Nach dem Tod der Grafen im Jahr 1290 ging unser Ort in Ermangelung von Erben in den Besitz des damals 12- jährigen askanischen Herzog Rudolf I. von Sachsen – Wittenberg über. Aber schon im Jahr 1422 war auch diese Ära beendet, die Wittenberger Linie der Askanier hatte keine Nachkommen und ihr Besitz ging an die Wettiner, genauer gesagt an Friedrich I. von Sachsen. Die Wettiner teilten sich später in zwei Linien, die albertinische und die ernestische. Unser Löben gehörte 1485 zur ernestinischen und ab 1547 zur albertinischen Linie der Wettiner. Später, etwa ab 1658 gehört das Gebiet zum Herzogtum Sachsen – Merseburg, dann wieder zu Kursachsen und schließlich ab 1815 zum Königreich Preußen.
Im Jahr 1474 wird in Löben Wilhelm von Bora als Einwohner erwähnt, dieser erwirbt zusammen mit seinem Bruder Hans ein Grundstück, vermutlich die alte Burganlage. Ganz zufällig war dieser Kauf vielleicht nicht, denn bereits im 13. Jahrhundert werden die von Bora bei den Grafen von Brehna als Zeugen für getätigte Amtshandlungen genannt. Der Besitz der von Boras wird jedoch durch Wilhelms gleichnamigen Sohn aber schon im Jahr 1499 nach Schweinitz verkauft.
Um das Jahr 1500 erfährt die einstmals als prächtige dreischiffige Pfeilerbasilika errichtete Kirche einen radikalen Umbau: die Seitenschiffe werden abgerissen und die ehemals komplett aus Raseneisenstein bestehenden Seitenwände werden teilweise durch Backsteine ausgemauert. Der in der Kirche zu sehende Altar stammt noch aus den Jahren um 1420. In den Jahren 1493 und 1556 erhält die Kirche ihre noch heute vorhandenen drei Glocken. Die große wurde durch den damaligen Pfarrer Conrad Fuchs, den Amtshauptmann der Stadt Schweinitz, Joachim Roebel und einen gewissen Sebastian Rothbart gestiftet. Die kleine Glocke wird auch durch Pfarrer Fuchs sowie einen Matthäus Müller und einen Andreas Bacherer mitfinanziert. Der heute vorhandene Glockenturm wurde jedoch erst um das Jahr 1680 in seiner Fachwerkbauweise errichtet. 1741 erfolgten dann aber schon die ersten Instandsetzungsarbeiten.
Als Namenspatrone hatte unsere Kirche übrigens den Heiligen Ritter St. Georg und Maria, die Mutter Gottes.
Immer wieder auftretende Hochwasser sorgten schon damals immer wieder für Beschäftigung. Bereits bei der Besiedelung dieses Fleckens musste man sich aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Schwarzen Elster mit diesem Thema beschäftigen. So wurde der ursprüngliche Flussverlauf in Ortsnähe eingedeicht, und um den eigentlichen Dorfkern wurden grundwasserableitende Gräben ausgeschachtet. Teile dieser Anlagen sind, wenn auch teilweise zugeschüttet oder abgetragen, auch heute noch recht gut zu erkennen. Die Erfahrung bei der Entwässerung des Landes und den Schutz vor Hochwasser brachten die Siedler aus ihrer alten Heimat mit. Die Kraft des Wassers machte man sich damals aber auch zunutze. Bereits im Jahr 1390 wird von einer Wassermühle im Ort berichtet.
In welcher Beziehung Löben zur Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547 steht, darüber gibt das Löbener Kirchenbuch Auskunft: der gefangengenommene Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wird durch Löben geführt. In einer von Matthias Öder gefertigten Karte des Landes aus den Jahren 1586 – 1607 ist in den Faulen Gründen in der Annaburger Heide, sechs Kilometer von Löben entfernt, der Platz eines Gefechtes vermerkt. Ob dieser im Zusammenhang mit diesem Ereignis steht, darüber lässt sich nur spekulieren.
Eine schreckliche Zeit erlebte unser Löben während des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1618–1648. So soll es hier zwischen 1637 und 1644 keine Einwohner mehr gegeben haben. Einzig und allein die Elstermühle und ein Gärtnerhäuschen sollen den Krieg unbeschadet überstanden haben. Das Pfarrhaus wurde im Jahr 1664 durch den damaligen Pfarrer Voelkel errichtet.
Den nächsten Kontakt mit dem Militär hatten die Einwohner von Löben am 18. Juli 1742: preußische Truppen werden im Ort einquartiert. Lange können sich diese jedoch nicht im Ort aufgehalten haben, denn der Grund für ihren Aufenthalt, der Österreichische Erbfolgekrieg, wird am 28. Juli desselben Jahres mit dem Frieden von Berlin beendet.
Ob es 1775 schon eine Feuerwehr im Ort gab ist leider noch nicht überliefert, wenn es aber eine gegeben hätte wäre die Mühle in diesem Jahr vielleicht nicht abgebrannt.
Das 19. Jahrhundert hinterließ auch hier seine Spuren. Napoleons Truppen unter General Graf Jean Louis Ebenezer von Reynier, marschieren durch Löben. Auf seinem Rückzug nach den Schlachten bei Dennewitz und Großbeeren lässt er die Elsterbrücke abreißen. Diese befand sich damals jedoch nicht an der heutigen Stelle sondern von Löben aus gesehen etwas weiter links. Auch kann es keine einzige große Brücke gewesen sein, alte Karten zeigen den Flussübergang hier an fünf Stellen welche über kleine Inseln im Fluss erfolgten.
Die am Anfang des 19. Jahrhunderts begonnene Regulierung der Schwarzen Elster hat auch Auswirkungen auf den Ort und seine Einwohner. So wird das Staurecht der Wassermühle eingezogen und der Mühlenbetrieb muss eingestellt werden. Der ehemals stark mäandernde Flussverlauf wird ab dem Jahr 1852 begradigt und das neu geschaffene Flussbett wird eingedeicht. Aber bereits 1873 müssen die Deiche erhöht werden, der in seinem Verlauf beengte Fluss kann die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Nachdem in den Jahren 1926 und 1927 weitere verheerende Flutkatastrophen folgen, beginnt man mit einer zweiten, groß angelegten Begradigung und der nochmaligen Erhöhung der Deiche.
Der Erste und auch der Zweite Weltkrieg gehen leider nicht spurlos an Löben vorbei. Sieben Männer aus Löben fallen in den Jahren 1914 bis 1918, und 8 Einwohner aus Löben sowie 10 Einwohner aus Waltersdorf kehren aus den Jahren 1939 bis 1945 nicht zurück.
Soweit ein kleiner Abriss zur älteren Geschichte des Ortes Löben.
Jede einzelne Kleinigkeit an dieser Stelle aufzuführen würde den Rahmen an dieser Stelle sprengen. Deshalb soll es zukünftig den Löbener „Heimat - Bote“ geben.
Dort soll in regelmäßigen Abständen über Aktuelles, Vergangenes, Kurioses und alles andere Wichtige und Unwichtige aus der Gemeinde Löben berichtet werden. Wer also mehr über Löben und seine Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft wissen möchte wird vom Heimat - Boten informiert.